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Wie geht ihr als Redner:innen mit plötzlichen Todesfällen um – habt ihr Strategien für solche Trauergespräche?

Hallo liebe Community,
ich wurde kürzlich für eine Trauerrede angefragt, bei der der Tod sehr plötzlich und unerwartet eingetreten ist. Die Familie steht noch völlig unter Schock, und ich merke selbst, dass mich der Fall emotional stark berührt. Normalerweise bereite ich mich gut auf Gespräche vor, aber dieses Mal fühle ich mich innerlich unruhig und unsicher.

Wie geht ihr in solchen Fällen mit eurer Rolle als Redner:in um? Was hilft euch, im Gespräch mit der Familie offen und präsent zu bleiben, auch wenn es innerlich schwer ist? Habt ihr Rituale oder Strukturen, an denen ihr euch in solchen Momenten orientiert? Ich freue mich auf eure Erfahrungen und Gedanken dazu – jeder Input ist hilfreich.

Hallo,

deine Frage ist so wichtig – und ich finde es großartig, dass du sie offen stellst. Denn gerade plötzliche und tragische Todesfälle sind für freie Redner:innen besonders herausfordernd. Sie verlangen nicht nur sprachliche, sondern auch emotionale Präsenz und Empathie auf einem ganz anderen Level.

Mir hat damals ein Artikel sehr geholfen, den ich gerne mit dir teile: https://freieredner-ausbildung.com/5-tipps-bei-schwierigen-trauerfaellen/. Diese fünf Impulse sind nicht nur praktisch, sondern auch seelisch unterstützend.

Das erste, was ich gelernt habe: Du musst nicht die Trauer „lösen“ – das ist gar nicht deine Aufgabe. Du bist da, um zuzuhören, Worte zu finden, Verbindung herzustellen. Genau das reicht. Und genau das ist unglaublich viel wert.

Ich mache es immer so, dass ich bewusst ohne fertige Erwartungen ins Gespräch gehe. Manchmal redet kaum jemand. Manchmal sind alle durcheinander. Und manchmal redet jemand plötzlich so klar, dass du Gänsehaut bekommst. Offen bleiben ist hier alles.

Ein echter Tipp ist auch: Skizziere dir, wer wo sitzt – gerade bei größeren Runden hilft das enorm. Es gibt Sicherheit und Orientierung. Und du vermeidest peinliche Nachfragen wie „Wie war nochmal Ihr Name?“.

Ich plane bei solchen Gesprächen immer mindestens 90 Minuten ein. Oft brauchen Angehörige einfach Zeit – sei es für Erinnerungen oder Tränen. Es darf Pausen geben. Und es darf auch mal gelacht werden.

Was für mich unverzichtbar geworden ist: Nach dem Gespräch plane ich mir immer bewusst Zeit für mich selbst ein. Ich gehe dann spazieren, schreibe Gedanken auf oder rufe jemanden an. Ich muss die Emotionen auch loslassen können, um wieder frei zu werden für das Schreiben der Rede.

Ein Satz aus dem Artikel begleitet mich oft: „Auch wenn dieses Kapitel viel zu kurz geworden ist, ist es voller Liebe und Zuneigung.“ Solche Bilder helfen mir, in der Rede die Würde und Tiefe der Situation zu transportieren, ohne sie sprachlich zu überladen.

Wenn du magst, schau dir auch Beispielreden an – ich finde, sowas gibt einem auch Sicherheit, wie man bestimmte Situationen sprachlich einfühlsam umsetzen kann.

Am Ende zählt: Du musst nicht perfekt sein – du musst echt sein. Menschen spüren, wenn du aufrichtig zuhörst. Und oft ist das das größte Geschenk, das du machen kannst.

Ich wünsche dir viel Kraft und Vertrauen in dein Gespür. Du bist nicht allein mit dieser Aufgabe.